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Wenn wir gefragt werden: „Was hat euch eigentlich am besten gefallen, während eurer Zeit in Australien?„, dann schießen uns unendlich viele Erlebnisse, Eindrücke und Momente durch den Kopf, die nennenswert, besonders und einzigartig waren. Es fällt uns sehr schwer sich auf ein „schönstes“ Ereignis festzulegen. Und vielleicht war es auch kein einziger Moment, sondern eher ein Lebensgefühl, dass wir besonders genossen haben.

Die Menschen, denen wir begegnet sind, waren freundlich, offen, entspannt, gut gelaunt, besonders gastfreundlich, tolerant und interessiert. Selbst in großen Supermärkten war ein kleiner Plausch mit den Kassierern nicht ungewöhnlich. In Zügen begegneten wir den vermutlich bestgelauntesten Schaffnern der Welt. Während unserer Reisezeit wurden wir immer wieder von hilfsbereiten Australiern überrascht, die sich für unsere Geschichte und/oder unsere Reiseroute interessierten und uns viele besondere Tipps gaben.


Was geht uns bei all den Medien-Berichten durch den Kopf?

All diese Erlebnisse haben dazu beigetragen, dass wir uns in Australien vom ersten Tag an wie Zuhause gefühlt haben. Die australische „No-worries“-Mentalität vermissen wir bereits jetzt schon sehr. Daher schockieren uns die aktuellen Ereignisse ganz besonders: Bilder unseres brennenden „zweiten Zuhauses“ in den Nachrichten. Aktuell sind die australischen Buschfeuer in aller Munde. Direkt nach „Was hat euch am besten gefallen?“ fragen viele von Euch nach den Busch-Bränden, was es damit auf sich hat und ob wir etwas davon mitbekommen haben: Ja, wir haben die Feuer mitbekommen.

Generell sind Buschbrände zu bestimmten Jahreszeiten nichts Unübliches in Australien. Insbesondere in den Sommermonaten Dezember bis Februar gibt es aufgrund der hohen Temperaturen und der vorherrschenden Trockenheit immer wieder Brände.

Dabei werden regelmäßig große Teile der Natur geschädigt und zerstört. Jedoch ist die einheimische Pflanzenwelt auf diesen Fall „vorbereitet“ und aufgrund des ganzjährig trockenen Klimas stark spezialisiert. Pflanzen können sich über zurückgebliebene Wurzeln und Stämme, sowie über im Boden eingelagerte Samen oder Samen aus holzigen Früchten, wieder ausbreiten. Die Zeit nach den Bränden bietet aufgrund des zurückbleibenden nährstoffreichen Bodens, der großen Lichtverfügbarkeit und der geringen Konkurrenz gute Bedingungen für ein Keimen und Wachsen. Dies ermöglicht eine vergleichsweise schnelle Erholung der australischen Flora.



Was ist in diesem Jahr anders?

Der Startzeitpunkt der Brände ist ungewöhnlich früh (bereits direkt am Anfang des Sommerbeginns) und die Brände sind jetzt schon besonders großflächig und gefährden neben kleinen Ortschaften auch große Städte (wie z.B. Sydney). Der heißeste Tag Australiens (durchschnittlich 40,3 °C im Januar 2013) wurde diesen Sommer bereits zwei Mal übertroffen. Viele der Brände waren für längere Zeit außer Kontrolle und wurden durch starke Winde immer weiterverbreitet. Durch die intensive Rauchentwicklung haben sich spezielle Gewitter gebildet, deren Blitze auch an anderer Stelle wieder Feuer entfachten.

Ein Zusammenhang zwischen dem Klimawandel, der damit einhergehenden globalen Erwärmung und den häufigen stärkeren Bränden, lässt sich kaum abstreiten und wird von vielen Wissenschaftlern bestätigt. Ist dies der Fall, dann handelt es sich bei den Geschehnissen in Australien nicht um einen „Ausnahmesommer“, der ohne Konsequenz bleiben kann, sondern es müssen Maßnahmen für die folgenden Sommer getroffen werden.



Was sind die Folgen der Waldbrände?

Über 11 Millionen Hektar Landschaft und somit auch der Lebensraum vieler Tiere, Nutzflächen oder bebaute Grundstücke sind verbrannt. 33 Menschen – unter anderem 4 Feuerwehrmänner im Einsatz – kamen ums Leben ¹ und auch in der Tierwelt gab es viele Opfer. Normalerweise können Tiere rechtzeitig fliehen, indem sie den Rauch riechen und dann in die entgegengesetzte Richtung die Gefahrenzone verlassen. Aufgrund der großen Anzahl der Brände und der schnellen Ausbreitung durch starke Winde konnten sich viele Tiere nicht mehr richtig orientieren und überlebten die Feuer nicht. Die heimischen Koalas hat es mit am schlimmsten getroffen – sie stehen nun auf der Liste der bedrohten Tierarten. Der WWF vermutet, dass ohne einen aktiven Schutz die Koalas innerhalb der nächsten 30 Jahre ausgestorben sein könnten. ²

Zudem entstanden durch die Brände bisher schon verheerende Luftverschmutzungen durch feine Partikel sowie freiwerdendes CO2. Berechnungen der NASA zufolge wurden so im Zuge der Brände 240 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Als Vergleich: Im gesamten Jahr 2018 wurden durch die gesamte australische Wirtschaft 532 Millionen Tonnen und in Deutschland 866 Millionen Treibhausgase freigesetzt. ³

Aber auch die aktuellen starken Regenfälle können zur Gefahr werden. Die australischen Böden sind zur Zeit komplett ausgetrocknet und können kaum Wasser aufnehmen. So können Regenfälle nicht nur die Brände löschen, sondern auch zu massiven Überflutungen führen. Sie spülen Asche in Flüsse und Seen und stören dort die Ökosysteme.



Was sind die politischen Hintergründe?

Insbesondere Australiens Premierminister Scott Morrison steht im Zuge der Buschbrandthematik unter Kritik. Er gilt als Klimaskeptiker, konservativ, nahe der Kohleindustrie und während Australien in einer der größten Feuerkrisen überhaupt steckte, machte er Urlaub auf Hawaii und versuchte dies vor der Öffentlichkeit zu vertuschen.

Die enge Verbindung der australischen Regierung zur Kohleindustrie ist kritisch zu betrachten. Dieser Sektor bringt zwar jede Menge Wirtschaftswachstum, aber belastet auch die Umwelt sehr stark. Umstrittene Projekte, wie der Bau der Adani Kohlemiene in Nordaustralien, haben bereits zu zahlreichen Protesten in der Bevölkerung geführt. Australien setzt sich selbst zwar immer wieder nachhaltige Ziele, aber bei der Umsetzung scheinen dann wirtschaftliche Motive stets vorherrschend betrachtet zu werden. Sehr schade eigentlich, denn Australien hat durch seine geographische Lage und vorherrschende Meteorologie (kurz: viel Sonne, viel Wind) eigentlich beste Voraussetzungen, um erneuerbare Energie wie Solar- und Windenergie in großem Stil umzusetzen.


Was haben wir vor Ort mitbekommen?

Wir konnten vor Ort sehen, dass die Australier bereits viele Schutzmaßnamen in Bezug auf die regelmäßig auftretenden Buschfeuer getroffen haben. Hierzu gehören die Schilder in jeder Ortschaft, welche die aktuelle Brandgefahr einschätzen sowie Feuersperrzeiten in den Sommermonaten, in welchen es z.B. nicht mehr gestattet ist, Feuer in der Natur in jeglicher Form zu entfachen. Zudem gibt es viele Informationen über aktuelle Brände und deren Status (z.B. ob der Brand durch die Feuerwehr unter Kontrolle gebracht werden konnte oder noch nicht). Diesbezüglich kann man sich beispielsweise in der App „Fires near me“ informieren. Zudem sparen die Australier – insbesondere in den trockenen Sommermonaten – so viel Wasser wie möglich.


Schilder an jeder Ortschaft informieren über die aktuelle Brandgefahr

Während unseres Ausfluges in Coffs Harbour und auch später während unserer Rundreise haben wir manchmal Feuer aus der Entfernung gesehen; verkohlte Landstriche, in welchen die Feuer bereits gelöscht waren und getrübte, belastete Luft. Insgesamt haben wir aufgrund unserer Routenwahl und dem Zeitpunkt (noch ganz zu Beginn der heißen und kritischen Sommermonate) zum Glück vergleichsweise wenig von den Buschbränden mitbekommen.

Dennoch spürten wir immer wieder die Auswirkungen des Klimawandels im Allgemeinen. Neben der erhöhten Buschbrandgefahr ist ein weiteres Beispiel die mit der globalen Erwärmung einhergehende Temperaturveränderung der Ozeane. Dies hat für die Meeresflora und -fauna intensive Auswirkungen: Wir konnten beispielsweise an vielen Stränden große Mengen an abgestorbenen Korallen, Wasserpflanzen und toten Fischen sehen. Das Great Barrier Reef ist in keinem guten Zustand und wird in einigen Jahren vermutlich komplett abgestorben sein.

Zudem fühlen sich bestimmte Quallenarten bei hohen Temperaturen wohl und vermehren sich stark. Die giftige Quallenart „Blue Bottle Jellyfish“ tritt somit nicht nur im warmen, äquatornahen Norden Australiens auf, sondern war auch schon bei unserer Reiseroute durch den Süden Australiens an vielen Stränden anzutreffen.



Was können wir tun?

Wir – Green Steps on Red Ground – haben uns entschieden aus noch verfügbaren Crowdfundingmitteln die australische Umwelt finanziell zu unterstützen. Wir haben uns für ein Koala-Rettungs-Programm des WWF Australiens entschieden. Mit der gespendeten Summe von 125€ ist es möglich Bäume in bedrohten Koalalebensräumen zu pflanzen (50€) und einen aus dem Feuern geretteten Koala medizinisch zu versorgen (75€). Neben dem WWF bieten viele weitere Hilfsorganisationen australienspezifische Projekte an bei denen es sich lohnt einmal vorbeizuschauen.


Green Steps hat 125€ für die australischen Koalas in Not gespendet.

Wir alle zusammen können aber vorallem eines tun:

jeden Tag ein paar Green Steps in Richtung eines nachaltigeren Alltags gehen. Wir (und der Großteil der Wissenschaftler dieser Welt) sind der Meinung, dass der Klimawandel existiert und extreme Wetterlagen hervorbringt. Um langfristig Katastrophen wie denen in Australien entgegenzuwirken, muss jeder von uns einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Wir müssen für uns und unsere Umwelt aktiv einstehen!


Was passiert da eigentlich gerade in Australien? Was sind Buschfeuer?

4 Gedanken zu “Was passiert da eigentlich gerade in Australien? Was sind Buschfeuer?

  1. Pingback: Green Steps in Adelaide Hills, Koalas und der Scheibenvorfall (2/7) – Green Steps on Red Ground

  2. Eine Tragödie 😥 Politische Entscheidungen, die man nicht versteht. Leidtragende sind die Hilflosen. Ich hab auch lange recherchiert, welche seriösen Hilfsorganisationen es gibt. Ich habe mich für WIRES entschieden. Hoffe, die weltweite Hilfe kommt wirklich an.

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    • Wir hoffen so sehr, dass die Hilfe ankommt und sich Australien sammt Flora und Fauna schnell wieder erholen kann! Wir haben bezüglich der Spende auch zwischen WWf und WIRES geschwankt – sicher beides eine gute Wahl, um einen kleinen Beitrag zu leisten. Immerhin haben die Ereignisse zu Diskussionen angeregt und man kann nur hoffen, dass sich auch in der politischen Landschaft einiges bewegt.

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  3. Pingback: Green Steps an der Saphirküste, Kangarookuscheln und Abtauchen in die australische Unterwasserwelt (4/7) – Green Steps on Red Ground

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