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Was haben ein Raumschiff, ein T-Shirt, ein medizinischer Stent, ein Instandhaltungs-Bauprojekt, Omas Tischdecke und eine kugelsichere Weste gemeinsam?
All diese Dinge enthalten textile Materialien und schöpfen aus deren nahezu grenzenloser Vielfalt an Eigenschaften und Möglichkeiten. Auch jenseits der Bekleidungsindustrie finden textile Materialien zunehmend Verwendung und Überzeugen mit verschiedenen Einsatzmöglichkeiten.

Textilien sind weit mehr als nur Bekleidungsartikel.
Von den drei Hauptkategorien „Bekleidungstextilien“, „Haus- und Heimtextilien“ und „Technische Textilien“, überraschen vor allem Produkte aus der letzteren Kategorie zunehmend. Diese sind mit einer besonderen Funktionalität ausgerüstet und erfüllen höchste mechanische und/oder chemische Anforderungen. Die Einteilung in 12 Produktgruppen (siehe Grafik: Übersicht Kategorien Technische Textilien) gibt Aufschluss über die umfangreichen Einsatzmöglichkeiten von technischen Textilien. Beispielsweise in den Themenfeldern Mobilität, Medizin, Landwirtschaft, Sport und Bau werden Textilien in großem Umfang verwendet.

Die Kategorie Ökotech ist ein eigener Bereich, der sich ausschließlich mit nachhaltigen Verfahren, Materialien und Prozessen beschäftigt. Zum Beispiel, werden auf der alle zwei Jahre stattfindenden Messe ‚Techtextil‘ in Frankfurt zahlreiche umweltfreundliche Innovationen von Herstellern und Forschungsinstituten aus diesem Bereich vorgestellt. Das Institut für Textilmaschinenbau und Hochleistungswerkstofftechnik der TU Dresden – an dem wir unsere Textilkurse belegt haben – ist hier jedes Jahr vertreten und gibt Studenten die Möglichkeit die Messe ebenfalls zu besuchen. Wir sind sowohl nach Frankfurt zur Techtextil, als auch nach Barcelona zur ITMA (Internationalen Textimaschinenausstellung) mitgereist. Bei diesen Messen sind wir immer wieder von der Vielfalt an Möglichkeiten, die auf dem Textilen Markt zu finden sind, beeindruckt worden.
Zurzeit werden im technischen Bereich vorrangig die Hochleistungswerkstoffe: Carbon- (hohe mechanische Steifigkeit), Glas– (hohe mechanische Zugfestigkeit) oder Aramidfasern (gutes Impactverhalten) eingesetzt. Maßgeschnitten auf die späteren Beanspruchungen des Produktes, werden diese textilen Fasern zielgerichtet in Strukturen integriert.
Immer beliebter wird zum Beispiel der Einsatz von Faserverbundwerkstoffen für Karosserien in der Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie. In diesem Zusammenhang genutzte Carbonfasern, mit hohen strukturmechanischen Eigenschaften und gleichzeitig niedriger Dichte, ermöglichen den Bau von stabilen und leichten CFK-Bauteilen (carbonfaserverstärkten Kunststoffen). Die Fasern werden zumeist in eine duroplastische Kunststoffmatrix eingebettet, welche die Faserorientierung fixiert, das Textil schützt und Druckbelastungen aufnehmen kann. Betrachtungen ökologischer Auswirkungen von Faserkunststoffverbunden zeigen sowohl Vor- als auch Nachteile: Während zum einen die Leichtbauweise eine erhebliche Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs ermöglicht, gibt es andererseits zurzeit noch keine vollständig zufriedenstellenden Entsorgungs- und Recyclinglösungen.

Zudem versuchen textile Werkstoffe in der Baubranche Fuß zu fassen. An der Technischen Universität Dresden wird an Textilbeton – einer Alternative für den klassischen Stahlbeton – geforscht. Die Stahlbewehrung soll durch ein textiles Flächengebilde substituiert werden. Die angestrebte Lösung würde ein großes Einsparungspotential für Beton bedeuten und Korrosionsprobleme – wie bei Stahlbeton – vermeiden. Da die Betonherstellung mit Umweltproblematiken und dem Ausstoß enorm hoher Mengen CO2 verbunden ist, sind langfristig nachhaltigere Alternativen unabdingbar.

Auch die etwas bekannteren Sektoren Haus- und Heim sowie Bekleidung sind geprägt von innovativen Neuheiten hinsichtlich automatisierter Fertigung, Faserarten, Herstellungsverfahren und Designmöglichkeiten. Zum Beispiel, enthalten sogenannte ‚Smart Textiles’ zusätzliche technische Komponenten, die für Funktionen, wie die Überwachung des Herz-Kreislaufsystems, geeignet sind.

Sowohl bei Massenproduktionen im großen Stil, als auch bei technischen Einzelfertigungen, können textile Werkstoffe durch ihre Performance überzeugen und begeistern. Aus diesem Grund sind wir große Textilliebhaber. Leider ist die Textilbranche auch für viele ökologische und soziale Probleme bekannt. Dies bietet viele Ansatzpunkte für Ideen und Optimierungen, um langfristig mehr Nachhaltigkeit der Branche zu etablieren. Das Textilwissen aus unserem Studium, wollen wir auch in folgenden Blogbeiträgen mit euch teilen und für konkrete Problematiken nachhaltigere Alternativen finden und Lösungsideen vorstellen.

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